Die Auswirkungen der EU-Seeverkehrsvorschriften für Verlader verstehen und steuern
Die Seeschifffahrt erlebt mit der Einführung der FuelEU Maritime-Verordnung, die im Juli 2023 als Teil des Fit-for-55-Legislativpakets umgesetzt wurde, einen bedeutenden Wandel. Als Eckpfeiler der EU-Klimastrategie zielt diese Verordnung darauf ab, die Treibhausgasemissionen des Seeverkehrs zu reduzieren, indem der Einsatz kohlenstoffarmer Kraftstoffe und Technologien zur Förderung der Dekarbonisierung vorgeschrieben wird.
Dieser Artikel beleuchtet die Schlüsselaspekte der FuelEU Maritime-Verordnung, deren Zusammenhang mit dem EU-Emissionshandelssystem (ETS), die Auswirkungen auf Verlader und wie freiwillige Initiativen wie der Sustainable Marine Fuel (SMF) Insetting Service von GEODIS diese Maßnahmen ergänzen und zusätzliche Wege zur Emissionsreduzierung bieten.
FuelEU Maritime – Die Verordnung verstehen
Die FuelEU Maritime-Verordnung (Verordnung (EU) 2023/1805) ist eine Richtlinie, die darauf abzielt, den Seeverkehr zu dekarbonisieren und die Nutzung von kohlenstoffarmen und erneuerbaren Energielösungen zu fördern. Sie gilt für Schiffe über 5.000 Bruttoregistertonnen, die EU-Häfen anlaufen, unabhängig von ihrer Flagge.
Die wichtigsten regulatorischen Anforderungen sind:
Grenzwerte für die Treibhausgasintensität (GHG-Intensität)
Schiffe müssen die Treibhausgasintensität ihrer Kraftstoffe jährlich reduzieren, beginnend mit einer Reduzierung um 2% bis 2025, auf 6% bis 2030, 13% bis 2035, 26% bis 2040 und schließlich auf 80% bis 2050. Diese Grenzwerte umfassen alle Lebenszyklusemissionen, einschließlich CO2, Methan und Distickstoffmonoxid auf Well-to-Wake-Basis (WtW).
.png)
Zero-Emissions-Anforderungen am Liegeplatz
Ab 2030 werden Passagier- und Containerschiffe verpflichtet sein, Landstromversorgung (Onshore Power Supply, OPS), wie Elektroaufladung oder Hybridsysteme, zu nutzen oder alternative emissionsfreie Technologien wie wind- oder solarunterstützte Systeme anzuwenden, während sie in EU-Häfen anlegen. Diese Maßnahme soll die Luftverschmutzung in dicht besiedelten Hafengebieten verringern.
Flexibler Compliance-Mechanismus
FuelEU Maritime bietet Betreibern flexible Mechanismen zur Einhaltung der Vorschriften, wie Banking, Borrowing und Pooling, um die Grenzwerte für die Treibhausgasintensität effektiv zu erfüllen. Zum Beispiel:
- Banking: Schiffe, die die jährlichen Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasintensität übertreffen, können überschüssige Kredite für die zukünftige Verwendung ansammeln. Diese Gutschriften verfallen nicht und werden bei einem Eigentümerwechsel auf das Schiff übertragen.
- Borrowing: Schiffe mit einem negativen Erfüllungsstand können Gutschriften aus dem nächsten Berichtszeitraum entleihen, wobei eine Gebühr von 10% anfällt. Das Ausleihen ist begrenzt, um aufeinanderfolgende Jahre und übermäßige Abhängigkeit zu vermeiden.
- Pooling: Mehrere Schiffe, auch von verschiedenen Betreibern, können Compliance-Pools bilden, wodurch überschüssige Gutschriften eines Schiffes Defizite eines anderen ausgleichen können. Diese Pools müssen insgesamt eine positive Bilanz aufweisen.
Technologieneutralität
Der technologie-neutrale Ansatz von FuelEU Maritime ermöglicht es Betreibern, Kraftstoffe und Technologien auszuwählen, die am besten zu ihren Betriebsprofilen passen. Beispielsweise sind Optionen wie das Mischen von Biokraftstoffen wie Bio-MGO oder die Verwendung von erneuerbaren Kraftstoffen nicht-biologischen Ursprungs, wie E-Methanol und Bio-LNG, praktikable Lösungen, um die Vorschriften zu erfüllen.
Berichterstattung und Überwachung
Gemäß der FuelEU Maritime-Verordnung müssen Schiffsbetreiber einen Überwachungsplan entwickeln, um den Kraftstoffverbrauch, den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen jedes Schiffes zu verfolgen. Dieser Plan muss genehmigt werden, bevor die Berichterstattung beginnt. Zudem sind jährlich von akkreditierten Stellen geprüfte Compliance-Berichte erforderlich. Betreiber müssen außerdem ein Compliance-Dokument an Bord mitführen, um Transparenz und Rechenschaftspflicht bei den Emissionsminderungsmaßnahmen zu gewährleisten.
Strafen bei Nichteinhaltung
Betreiber, die die Grenzwerte für die Treibhausgasintensität nicht einhalten und keine Banking-, Borrowing- oder Pooling-Mechanismen nutzen, sind mit Strafen konfrontiert. Diese Strafen werden auf der Grundlage des Defizits der Treibhausgasintensität des Schiffes berechnet und sollen die Einhaltung der Vorschriften fördern, während übermäßige Abhängigkeit von Nichteinhaltungspraktiken entmutigt wird. Die Strafen tragen zur gesamten regulatorischen Kostenbelastung bei und unterstreichen die Notwendigkeit für Unternehmen, proaktiv wirksame Compliance-Strategien umzusetzen.
Beziehung zwischen FuelEU Maritime und EU ETS
Im Januar 2024 weitete die EU das Emissionshandelssystem (ETS) auf den Seeverkehr aus und ergänzte FuelEU Maritime durch wirtschaftliche Anreize zur Emissionssenkung.
Im Rahmen des ETS sind Schiffsbetreiber verpflichtet, Zertifikate zu erwerben für:
- 100% der Emissionen von Fahrten innerhalb der EU.
- 50% der Emissionen von Fahrten zwischen EU- und Nicht-EU-Häfen.
- Emissionen am Liegeplatz in EU-Häfen.
Zunächst deckt das ETS CO2-Emissionen ab, wobei Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (N2O) ab 2026 einbezogen werden. Das System wird phasenweise eingeführt:
- Im Jahr 2025 müssen Betreiber Zertifikate für 40% der für 2024 gemeldeten Emissionen abgeben.
- Im Jahr 2026 steigt dieser Anteil auf 70% der für 2025 gemeldeten Emissionen.
- Bis 2027 müssen die Betreiber jährlich Zertifikate für 100% der Emissionen abgeben.
Das ETS bietet Schiffsbetreibern Anreize, die Energieeffizienz zu verbessern, kohlenstoffarme Technologien einzuführen und auf alternative Kraftstoffe umzusteigen. Durch die Bepreisung von CO2-Emissionen ergänzt sie die Treibhausgasintensitätsgrenze von FuelEU Maritime und schafft einen robusten Rahmen für die sofortige und nachhaltige Dekarbonisierung im maritimen Sektor.
Kostenauswirkungen für Warenbesitzer
FuelEU Maritime führt zu Kosten für die Schiffsbetreiber, die sich unweigerlich auf die Verlader auswirken werden. Diese Kosten werden durch folgende Faktoren bestimmt:
Prämien für alternative Kraftstoffe
Erneuerbare Kraftstoffe wie Bio-MGO, Bio-LNG und Kraftstoffe nicht-biologischen Ursprungs wie E-Methanol sind erheblich teurer als konventionelle Schiffskraftstoffe. Da die Nachfrage nach diesen Kraftstoffen aufgrund regulatorischer Vorgaben steigt, wird erwartet, dass auch die Preise steigen, bis das Angebot die Nachfrage decken kann.
Compliance-Kosten
Schiffsbetreiber stehen vor Investitionen in die Nachrüstung von Schiffen mit Technologien wie Motorkonversionen, um alternative Kraftstoffe wie Biokraftstoffe, einschließlich Bio-MGO, Bio-LNG oder Methanol, zu nutzen, sowie in die Installation von Energiespargeräten (ESDs) wie Abwärmerückgewinnungssystemen oder Luftschmiersystemen.
Die Einführung emissionsfreier Technologien wie Landstromversorgungssysteme (OPS) oder windgestützte Antriebe und die Implementierung fortschrittlicher Emissionsüberwachungssysteme sind wichtige Maßnahmen. Die damit verbundenen Kosten dürften jedoch durch höhere Frachtraten an die Gütereigentümer weitergegeben werden.
Die Wirkung dieser Maßnahmen unterstreicht die Notwendigkeit für Wareneigentümer, mit Logistikpartnern wie GEODIS zusammenzuarbeiten, die ihnen helfen können, diese Komplexität zu bewältigen und Kostensteigerungen abzufedern.
GEODIS‘ SMF Insetting Service: Verantwortungsvolles Wachstum fördern
Der Insetting Service für nachhaltigen Schiffskraftstoff (SMF) von GEODIS geht über die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften hinaus, indem er zusätzliche und wirkungsvolle Maßnahmen zur weiteren Reduzierung von Emissionen bietet. Der Service unterstützt die Produktion und Nutzung nachhaltiger Schiffskraftstoffe, wodurch sofort freiwillige Emissionsreduzierungen erzielt werden, während er die FuelEU Maritime- und EU-ETS-Initiativen ergänzt und ihnen zusätzlichen Wert verleiht.
Wie es funktioniert
Der SMF Insetting Service, der auf dem Book-and-Claim-Modell basiert, ermöglicht es Warenbesitzern, nachhaltige Kraftstoffe direkt von Kraftstofflieferanten zu kaufen. Diese Kraftstoffe werden dem maritimen Kraftstoffpool hinzugefügt, wodurch messbare Umweltvorteile entstehen, ohne dass sie mit bestimmten Schiffen oder Frachtführern verknüpft sind.
Ein wesentlicher Vorteil des Book-and-Claim-Modells, das bei SMF Insetting verwendet wird, ist die Fähigkeit, Umweltattribute (z. B. CO2e-Reduzierung) vom physischen Brennstoff zu trennen. So können Warenbesitzer beispielsweise CO2-Reduktionsgutschriften erwerben, die an nachhaltige Schiffskraftstoffe gebunden sind, auch wenn der physische Kraftstoff bei ihrer spezifischen Sendung nicht verwendet wird. Das bedeutet, dass Warenbesitzer, die SMF-Insetting erwerben, nicht für den physischen Kraftstoff selbst zahlen – diese Kosten bleiben in der Verantwortung der Reederei. Stattdessen investieren sie in Umweltvorteile, wie z. B. die Reduzierung von CO2-Emissionen und die Steigerung der Nachfrage nach kohlenstoffarmen Kraftstoffen.
Initiativen wie EU ETS und FuelEU Maritime werden letztendlich die Schifffahrtsindustrie dazu veranlassen, die Kraftstoffeffizienz zu steigern und Schritt für Schritt den Bedarf an zusätzlichem nachhaltigem Schiffskraftstoff-Insetting zu verringern.
Wesentliche Vorteile
- Globale Reichweite über Vorschriften hinaus: Im Gegensatz zu FuelEU Maritime und EU ETS, die auf EU-Operationen beschränkt sind, unterstützt der Insetting Service von GEODIS die Emissionsreduzierung auf globaler Ebene.
- Zusätzlicher Vorteil: Die durch Insetting eingeführten nachhaltigen Kraftstoffe gehen über die von den Vorschriften geforderten hinaus und fördern eine erhöhte Nachfrage nach der Produktion erneuerbarer Kraftstoffe.
- Transparenz und Verantwortlichkeit: Warenbesitzer erhalten überprüfte Nachweise über Emissionsreduzierungen, die mit den unternehmerischen Nachhaltigkeitszielen übereinstimmen.
- Rohstoff: Nachhaltiger Schiffskraftstoff, der im Auftrag von GEODIS-Kunden beschafft wird, wird aus Abfallstoffen wie gebrauchtem Speiseöl hergestellt.
GEODIS Emissionsberichterstattung
FuelEU Maritime wirkt sich auf die Emissionsberichterstattung aus, indem Flexibilitätsmechanismen eingeführt werden, die einheitliche Emissionsreduktionen verzögern. Die Verwendung von Banking, Borrowing und Pooling bedeutet, dass die gemeldeten Emissionen möglicherweise nicht sofort die tatsächlichen Reduzierungen widerspiegeln. Zusätzlich erlaubt die EU-Sanktionen bei Nichteinhaltung, was die frühzeitige Berichtsgenauigkeit weiter erschwert.
GEODIS verlässt sich auf Organisationen wie EcoTransIT, um sicherzustellen, dass die gemeldeten Emissionen genau mit den tatsächlichen Reduzierungen übereinstimmen. Mit der Verbesserung der Einhaltung und dem zunehmenden Einsatz nachhaltiger Praktiken wird erwartet, dass die gemeldeten Emissionen im Laufe der Zeit sinken werden. Dies unterstreicht die Bedeutung robuster Verifizierungssysteme, um Transparenz und Übereinstimmung mit regulatorischen Zielen zu gewährleisten.
GEODIS' Ansatz: Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft in der maritimen Logistik
Für Warenbesitzer sichert die Zusammenarbeit mit Logistikpartnern wie GEODIS eine effiziente Navigation durch diese regulatorischen Rahmenbedingungen. Durch Dienstleistungen wie das Insetting von nachhaltigem Schiffskraftstoff (SMF) bietet GEODIS zusätzliche Wege, um zur Emissionsreduzierung beizutragen, die über die bloße Einhaltung von Vorschriften hinausgehen.
Schlusswort:
FuelEU Maritime und das EU ETS sind entscheidende Schritte zur Dekarbonisierung der maritimen Industrie. Diese Vorschriften verursachen zwar Anschaffungskosten, treiben aber Innovationen voran und legen den Grundstein für eine kohlenstoffarme Industrie.
Folgende Ressourcen wurden für diesen Artikel verwendet:
European Commision - ETS Reducing emissions from the shipping sector
https://climate.ec.europa.eu/eu-action/transport/reducing-emissions-shipping-sector_en
European Commision - Decarbonising maritime transport – FuelEU Maritime
https://transport.ec.europa.eu/transport-modes/maritime/decarbonising-maritime-transport-fueleu-maritime_en
DNV – White paper: FuelEU Maritime, Requirements, compliance strategies, and commercial impacts
https://www.dnv.com/maritime/publications/fueleu-maritime-white-paper-download/
Lloyd's Register - Identify the challenges to future-proof your fleet through the energy transition
https://www.lr.org/en/services/classification-certification/new-construction/identify-challenges-future-proof-fleet-through-energy-transition/